Mauser

 

Der Begriff leitet sich vom lateinischen mutare - sich verwandeln - ab. Und tatsächlich macht der Vogel eine mehr oder weniger umfassende Verwandlung durch.
Die Kenntnis der Gefiederabnutzung und Mausergewohnheiten ist für die Federbestimmung sehr nützlich.
Federn unterliegen einer starken Beanspruchung und müssen deshalb regelmäßig erneuert werden. Die Abnutzung nimmt teilweise dramatische Formen an wie das am Steuer dieser Zaungrasmücke zu sehen ist.

Beim Federwechsel schiebt die neu wachsende Feder die bestehende heraus bis diese schließlich abfällt.
Bei den links abgebildeten Singdrosselfedern sind bei H5 bis H9 zunehmend Mauserstadien zu erkennen, die inneren Handschwingen sind bereits erneuert.


Die Mauser
bedeutet für den Vogel einen hohen Aufwand, die Federsubstanz muss gebildet werden, die Wärmeisolation ist unter Umständen herabgesetzt und das Flugvermögen teilweise beeinträchtigt oder gar zeitweise ganz aufgehoben. Damit dieser Zusatzaufwand nicht in Zeiten anderer erhöhter Aktivitäten (Fortpflanzung oder Zug) fällt, besteht eine jahreszeitliche Bindung der Mauser. Im allgemeinen wird bei den meisten palaearktischen Arten das Großgefieder deshalb alle 12 Monate entweder vor der Fortpflanzung (pränuptial) oder danach (postnuptial) gewechselt. Die Art des Federwechsels ist ebenfalls unterschiedlich. Es wird Voll- oder Teilmauser unterschieden. Während bei der Vollmauser alle Federn gewechselt werden, ist es bei der Teilmauser nur das Kleingefieder.
Allgemein wird das Steuer von innen nach außen und das Kleingefieder von hinten nach vorn gewechselt. Etwas komplizierter verhält es sich mit den Schwungfedern. Es beginnt mit den Handschwingen, die von der Flügelmitte nach außen wechseln, etwas später beginnen die Armschwingen von der Flügelmitte nach innen und unabhängig davon werden die Schirmfedern (die drei innersten Armschwingen) gewechselt. Diese allgemeine Reihenfolge, von der es natürlich zahlreiche Ausnahmen gibt, bedingt bis zu drei sichtbare Mauserlücken im Flügel.
Bei der Simultanmauser fallen alle Schwungfedern fast gleichzeitig aus (See- und Lappentaucher, Gänseartige, Rallen), d.h. diese Vögel können mindestens drei Wochen nicht fliegen.

Im Unterschied dazu werden bei der Staffelmauser die Handschwingen von innen nach außen und die Armschwingen oft von mehreren Zentren ausgehend gewechselt. Sie kann sich deshalb über einen längeren Zeitraum erstrecken.
Neben dem mechanischen Verschleiß spielt auch das Ausbleichen eine Rolle. Damit verbunden ist nämlich eine Herabsetzung der Festigkeit, wie an unterschiedlich abgenutzten hellen und dunklen Partien einer Feder beobachtet werden kann (s.u.).
In Ergänzung zu dem mechanischen Grund für den Federwechsel gibt es auch noch einen biologischen Grund. Hormongesteuert tritt er dort auf, wo beide Geschlechter dauernd oder vorübergehend unterschiedliche Kleider tragen oder wo Unterschiede zwischen Jugend- und Alterskleid bestehen. Hier wird durch An- bzw. Abwesenheit des betreffenden Keimdrüsenhormons das entsprechende Kleid gebildet.

Ein besonderer Fall ist die Schreckmauser. Einige Arten können bestimmte Gefiederpartien (meist Steuerfedern) schlagartig abstoßen und sich so dem Zugriff von Beutegreifern entziehen. Im Gegensatz zu abgebrochenen Federn wachsen sie wieder nach. Die anschließend regenerierten Federn bleiben aber stets kleiner als die in einer regulären Mauser erneuerten.
 

Deutlich ist oft zu sehen, dass sich dunkle, pigmentreiche Federbereiche weniger abnutzen als helle oder gar weiße wie an diesen Möwenschwingen zu sehen ist.
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